Tauchen

Die Geschichte des Tauchens beginnt ca. 4500 v. Chr mit der Ernte von Schwämmen, Perlen und Korallen. In der Antike sollen auch Taucher bei Kampfeinsätzen gegen feindliche Schiffe eingesetzt worden sein. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts beginnt die Verwendung von Helmtauchgeräten. Die ersten Schwimmtauchgeräte traten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Erscheinung.

Die Geburtsstunde des heute praktizierten Sporttauchens liegt in den 50er/60er Jahren, nachdem in den Jahren davor die Forscher Hans und Lotte Hass, und Jacques-Yves Cousteau die ersten praxistauglichen Tauchgeräte entwickelt hatten. Zu dieser Zeit ging der Tauchsport immer mehr vom Freitauchen (Luftanhalten bzw. Apnoe) zum Gerätetauchen über und die ersten Tauchorganisationen wurden gegründet.

 

 

Sporttauchen

 

Das Sporttauchen oder auch Hobby-Tauchen hat sich in viele verschiedene Unterbereiche aufgeteilt. Die Unterschiede lassen sich dabei einerseits an der Art und dem Umfang der verwendeten Ausrüstung und andererseits an dem beim Tauchen verfolgten Ziel festmachen.

 

 

Apnoetauchen

 

Apnoetauchen ist Tauchen mit angehaltenem Atem ohne Atemluftversorgung. In der Regel verzichten die Taucher bis auf Maske, Flossen, Anzug und Bleigurt (zur Tarierung) auch auf sonstige Ausrüstung.

 

 

Gerätetauchen

 

Beim Gerätetauchen verwendet der Taucher eine spezielle Tauchausrüstung, um mit Umgebungsschwierigkeiten zurechtzukommen. Diese variiert je nach der angestrebten Aufenthaltsdauer, dem dabei verfolgten Zweck und den Umweltbedingungen. Die Luftversorgung erfolgt dabei beispielsweise über ein Drucklufttauchgerät oder Rebreather. Zusätzlich trägt der Gerätetaucher die ABC-Ausrüstung, Tauchanzug, Tarierjacket und Bleigewichte.

 

 

Technisches Tauchen

 

Beim technischen Tauchen (Tec-Diving) verwendet der Taucher Ausrüstungen oder Ausrüstungsteile, die über das beim normalen Sporttauchen übliche Niveau hinausgehen, zum Beispiel Rebreather, Vollgesichtsmasken, redundante Systeme, Backplate mit Harness etc. Die Grenze zum normalen Gerätetauchen ist fließend. Jedoch können technische Taucher ihre Ziele weiter stecken als durchschnittliche Sporttaucher. Beim Freizeittauchen wird in der Regel Pressluft (gereinigte, komprimierte „Oberflächenluft“) verwendet und zumeist nicht, wie manche meinen, reiner Sauerstoff. Dieser wirkt ab einem Partialdruck von etwa 1,4–1,6 bar toxisch auf das Zentrale Nervensystem und erzeugt eine „Sauerstoffvergiftung“.

In vielen Bereichen des Tec-Diving geht das Tauchprofil über das des normalen Sporttauchens hinaus. Dabei taucht der ausgebildete Tec-Diver in größere Tiefen hinab, als es dem Durchschnittstaucher möglich ist. Dazu verwendet er unter anderem andere Atemgasgemische. In der Regel werden von Tec-Divern bei einem einzigen tiefen Tauchgang mehrere Atemgase verwendet, da diese bei verschiedenen Tiefen verschiedene Vor-und Nachteile mit sich bringen. Das hat zur Folge, dass manche Taucher mit bis zu sieben Flaschen gleichzeitig unter Wasser gehen.

Technisches Tauchen erfordert aus zahlreichen Gründen eine besondere Ausbildung sowie spezielle Ausrüstung.

 

 

Ziele des Sporttauchens

 

Im Gegensatz zum Berufstaucher ist Tauchen für den Sporttaucher eine Freizeitbeschäftigung. Er begibt sich unter Wasser, um die Welt der Meere, Seen und Flüsse zu betrachten und zu erkunden, hinzu kommt das Erleben des Gefühls der Schwerelosigkeit unter Wasser. Das Buddy-System bringt es mit sich, dass Sporttauchen nicht als Wettkampf-, sondern als Partnersport betrieben wird. Verglichen mit den Lebensbedingungen über Wasser stellen die völlig unterschiedlichen Bedingungen unter Wasser besondere Anforderungen an Mensch und Technik, denen mit besonderen Fähigkeiten, Fertigkeiten und entsprechender Ausrüstung zu begegnen ist.

Nachfolgend exemplarisch einige Formen des Sporttauchens im Überblick:

 

Eistauchen


Als Eistauchen bezeichnet man das Tauchen unter einer geschlossenen Eisdecke. Besondere Gefahrenmomente sind in erster Linie die Auswirkungen der niedrigen Wassertemperatur auf Taucher und Gerät sowie die nahezu ausgeschlossene Möglichkeit, die Einstiegsöffnung ohne Führungsleine wiederzufinden.

 

 

Historisches Tauchen


In letzter Zeit beginnt auch unter Sporttauchern das Interesse an alter Tauchtechnik zu wachsen. Insbesondere Helmtauchgeräte, wie sie zwischen 1900 und 1950 den Stand der Technik darstellten, aber zusehends aus der Berufstaucherei verschwinden, finden hier neue Beachtung. Im Vordergrund steht das Erlebnis des Umgangs mit alter Technik, vergleichbar mit der Liebhaberei alter Autos.

 

Höhlentauchen

 

Viele Höhlen sind ganz oder teilweise mit Wasser gefüllt, sie tauchend zu erkunden stellt einen besonderen Reiz dar. Damit verbunden sind jedoch Gefahren eigener Art, insbesondere Enge, Dunkelheit und die Gefahr, die Orientierung zu verlieren. Da der Höhlentaucher in der Regel keine Möglichkeit hat, in Gefahrensituationen kurzfristig aufzutauchen, muss er über ein besonders hohes Maß an Selbstkontrolle verfügen und auch in technischer Hinsicht vorsorgen. Hierzu dienen vor allem ein erheblich größerer Luftvorrat, redundante Ausrüstung und die Verwendung einer Führungsleine.

 

Orientierungstauchen


Beim Orientierungstauchen geht es um schnelles und genaues Tauchen. Diese Wettkampfsportart vereint Elemente des Orientierungslaufes und des Flossenschwimmens.

 

Unterwasserfotografie/Unterwasservideografie

 

Mit speziellen Kameras oder konventioneller Fotoausrüstung in wasser- und druckdichten Gehäusen ist es möglich, unter Wasser Foto- und Videoaufnahmen zu fertigen. Diese besondere Form der Foto- und Videografie findet nicht nur im professionellen Bereich Anwendung, sondern auch im Tauchsport. 

 

 

Wracktauchen

 

Schiffswracks stellen besondere Anziehungspunkte für Taucher dar, einerseits aus Interesse am versunkenen Schiff selbst, aber auch wegen der oft bemerkenswerten Tier- und Pflanzenwelt, die solche Artefakte als neuen Lebensraum bewohnen. Das Wracktauchen birgt jedoch Gefahren: Andersartige Strömungsverhältnisse, hängengebliebene Fischernetze, hervorstehende, scharfe Kanten und, sofern man in das Wrack eindringt, die Gefahr des Hängen- oder Steckenbleibens sowie der Orientierungsverlust. 

 

 

Umwelt- und Denkmalschutz

 

Die in den 1950er Jahren beginnende Verbreitung des Tauchsports zog zunächst erhebliche Umweltprobleme nach sich. Insbesondere der Umstand, dass Tauchgeräte bedenkenlos, dafür aber mit großem Erfolg bei der Unterwasserjagd und der Bergung von Altertümern eingesetzt wurden, führte zu erheblichen Schäden in der küstennahen Tier- und Pflanzenwelt sowie zur unwiederbringlichen Zerstörung von archäologischen Fundstätten. Daher haben in den Folgejahren einerseits die staatlichen Behörden mehr oder weniger strenge Schutzvorschriften erlassen oder sogar bestimmte Bereiche für das Tauchen gänzlich gesperrt. Andererseits liegt die Erhaltung einer intakten Umwelt und Fundstätten auch im Interesse der Taucher, da ihre Betrachtung einen besonderen Reiz bei dieser Sportart ausmacht. Entsprechend entwickelten die Tauchorganisationen Verhaltenskodizes und spezielle Kurse, die zu umwelt- und denkmalgerechtem Tauchen befähigen sollen. Dies verhindert zum einen, dass Sporttauchern Gesetzesverstöße unterlaufen, die mit teilweise drastischen Strafen belegt sind. Zum anderen machen sie das Tauchen zu einer Sportart, welche umweltverträglich ist und es ermöglicht, ungeahnte Einblicke in die Unterwasserwelt oder in die Kulturgeschichte zu erhalten.

Umsichtige Sporttaucher können für die Entdeckung archäologischer Fundstätten zuweilen sogar ausgesprochen wertvoll sein, sofern sie nichts verändern und die zuständigen Denkmalschutzbehörden benachrichtigen. Auch beteiligen sich Tauchsportvereine vielfach, wenn es gilt, Gewässer von hineingeworfenen Abfällen zu reinigen.

Zum Schutz von Wracks und Unterwasserruinen wurde 2001 die UNESCO Konvention zum Schutz des Unterwasserkulturerbes geschaffen. Sie regelt die Erhaltung archäologischer Fundstätten vor Ort, das Bedürfnis einer Erlaubnis zum Eingriff in Wracks und die Bergung von Gegenständen und das Verbot ihrer kommerziellen Ausbeutung. Deutschland ist derzeit noch nicht Mitglied der Konvention, da Bedenken gegen die Regelungen gewisser Hoheitsrechte auf See bestehen.

 

 

Berufstauchen

 

Das Ausführen gewerblicher Arbeiten unter Wasser ist die Aufgabe der Berufstaucher. Das Tätigkeitsspektrum ist sehr vielfältig, beispielsweise

  • Bauarbeiten, insbesondere Errichtung, Instandhaltung und Abbruch von Wasserbauwerken sowie Bauarbeiten an Land im Grundwasserbereich
  • Überprüfungsarbeiten an Wasserbauwerken, Schiffen, Wasserstraßen, Wracks, Brunnen, Klärwerken etc.
  • Bergungsarbeiten
  • Rettungsarbeiten
  • Aufgaben bei Polizei und Landesverteidigung


Entsprechend breit gestreut ist das Spektrum der Stellen, die Taucher vorhalten oder beauftragen:

Einsatztaucher

Rettungskräfte wie Feuerwehr (Feuerwehrtaucher), Österreichische Wasserrettung (ÖWR-Einsatztaucher), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, THW, Wasserwacht und Katastrophenschutz (Rettungstauchen)


Öffentlicher Dienst
bei Zoll, Polizei und Bundeswasserstraßenverwaltung


Bundeswehr
bei der Bundeswehr sowohl beim Heer als auch bei der Marine zum Beispiel als Minentaucher, Kampfschwimmer, Schwimmtaucher, Schiffstaucher und Pioniertaucher


Forschung
bei wissenschaftlichen Instituten und ozeanografischen Forschungseinrichtungen als Forschungstaucher/Unterwasserarchäologe

Industrie
als Industrietaucher im Tiefbau, Anlagenbau oder als Offshore-Taucher (zum Beispiel in der Ölindustrie)

 

Gewerbe

Gewerbliche Taucher- und Bergungsbetriebe

Den Berufstauchern zuzurechnen sind auch die Tauchlehrer, die sich mit der Ausbildung von Sporttauchern befassen. Schließlich verdienen auch die ortskundigen Führer („Guides“) an Tauchbasen ihren Lebensunterhalt damit, tauchende Touristen zu den Sehenswürdigkeiten unter Wasser zu führen.

 

 

Gefahren

 

Statistisch gesehen ist Tauchen sicherer als Schwimmen und sicherer als viele Sportarten außerhalb des Wassers. Jede Sportart hat jedoch ihre speziellen Gefahren und potenzielle Risiken, daher ist es notwendig, Tauchkurse zu besuchen, um die theoretischen und praktischen Kenntnisse im Umgang mit der Tauchausrüstung zu erlernen. Tauchorganisationen bzw. Tauchverbände bieten modular aufgebaute Kurse, bei denen man schrittweise die Tauchkenntnisse erweitern kann.

Zu den Risiken gehören:

    mögliche technische Probleme wie das Vereisen von Ventilen,
    unkontrollierter Luftverlust durch Beschädigung des Luftversorgungssystems,
    Barotraumen durch mangelhaften Druckausgleich bis hin zur
    Dekompressionserkrankung beim zu schnellem Auftauchen (Dekompression).

Für Sport- und Berufstaucher gelten besondere Verhaltensregeln und klar definierte Sicherheitsstandards. Diese ergeben sich aus der Tauchtheorie und Tauchphysik. Mit den körperlichen Problemen und Gefahren beim Tauchen befasst sich die Tauchmedizin.